Ich werde derzeit immer wieder gefragt, ob ich mir die neue Canon EOS 5Ds oder 5Dsr holen werde. Kurz gesagt hat diese Frage für mich einen faden Beigeschmack. Warum? Viele Leute scheinen auszuflippen ob der hohen Anzahl von 50 Megapixel und das Weglassen des Tiefpassfilters bei der 5DSR. Sicherlich hört sich das im ersten Moment toll an, löst in mir aber auch die Frage aus, würde mich eine solche Kamera zu einer besseren Fotografin machen?
Nein. Würde sie nicht. Keinen Fotografen.
Neben Fragen nach meinem technischen Equipment werde ich auch immer wieder nach den Exif-Daten meiner Bilder gefragt. Welche Blende, Zeit, Iso, Filter, Kamera, Brennweite, Objektiv hast du verwendet? Prinzipiell habe ich kein Problem damit die Daten preiszugeben. Jedoch finde ich es schade, dass sich die Leute nur für die Technik dahinter interessieren. Nie werde ich gefragt: Hey, was hat dich bei dem Motiv besonders bewegt? Was hast du gedacht oder gefühlt als du es fotografiert hast? Was macht dieses Motiv gerade so besonders für dich und warum hast du den Ausschnitt genau so gewählt und nicht anders. Was hast du im Nachhinein noch an dem Bild bearbeitet?
Motivation: Ein Stück meiner Heimat festhalten. Ich mag Sonnenuntergänge am Chiemsee. Gemütszustand: Nachdenklich, teilweise traurig. Ausschnitt: Querformat um die Berge ins Bild zu integrieren. Bearbeitung: Tonwertkorrektur, Farbsättigung.
Es ist ein Trugschluss, dass man mit teurem Equipment automatisch ein besserer Fotograf wird. 3500 Euro für eine Kamera ist verdammt viel Geld. 3500 Euro für mehr Megapixel und das Fehlen des Tiefpassfilters… 3500 Euro…wenn ich mir überlege, was ich damit alles machen könnte. In wie viele Fotoausstellungen ich gehen könnte. Oder wie viele Fotolehrbücher ich mir zulegen könnte. Wie viele Videotutorials ich damit kaufen oder wie viele Workshops ich damit besuchen könnte…ich könnte das Geld in mich selbst investieren, dadurch meine Technik verbessern, mein Auge schulen, mir Inspirationen holen.
Sicher lege ich Wert auf gute Ausrüstung. Das möchte ich nicht abstreiten. Auch ich liebe meine 5D MK III und benutze vorwiegend die teuren L-Objektive. Aber auch wenn der Satz mittlerweile wirklich abgedroschen ist, so ist es doch immer noch der Fotograf, der das Bild macht. Nicht das Equipment. Sicherlich erleichtert einem eine gute Ausrüstung einiges. Aber würde man mir den Pinsel in die Hand drücken, mit dem Leonardo Da Vinci seine „Mona Lisa“ gemalt hat, würde man mir die genauen Farbcodes verraten, die Pinseldicke, das exakte Pappelholz zu Verfügung stellen, den Druck mit dem der Pinsel auf das Holz gedrückt wurde…. ich wäre niemals in der Lage so ein Bild zu malen. Vielmehr ist es doch spannend die Sicht des Künstlers auf die Welt zu verstehen. Sich durch andere Fotografen inspirieren zu lassen und zu lernen.
Ich persönlich brauche keine 50 MP Kamera, um meiner Vision von einem guten Bild näher zu kommen. Lieber arbeite ich an meiner Kreativität und versuche mich persönlich weiterzuentwickeln.